Unerwartete Fundsache…

bei Bauarbeiten1 im März habe ich zwei Siebenschläfer im Winterschlaf ausgegraben. Au Klasse! Was mache ich nun mit denen??
Da lagen die Pelzknäule

Wer schon mal versucht hat, Samstag nachmittags die “Hotline” des Nabu zu erreichen, stellt schnell fest: Das wird nix. Die hat Öffnungszeiten, Samstag nachmittags hat man keine Siebenschläfer auszugraben. Punkt!
Nach etwas Recherche bin ich dann auf die Vogelpflegestation am Bodensee von Bio-Top e.V.2 gestoßen, die eine Hotline zu Wildvögeln und Wildtieren in Not anbietet. Hier erreichte ich jemanden und bekam fachkundige Auskunft, was ich mit den süßen Nagern machen kann, damit die uns im Sommer wieder auf dem Dach herumtanzen können. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die beiden engagierten Damen, die sich geduldig meiner Fragen annahmen!

Da ich davon ausging, die beiden bergen zu können, ohne sie aufzuwecken war schnell klar: einen Hamsterkäfig etwas einrichten und sie dann sanft in den Käfig verfrachten. Dann kann ich den Käfig auf die eingepackten Tanks stellen, da haben sie ihre Ruhe und die Temperatur wäre optimal für sie.

Natürlich lagen die so ungünstig, daß ich einen der beiden soweit aufgeweckt habe, daß der sich zwecks Unterhaltung den anderen aufgeweckt hat. Mist. Erneutes Telefonat mit den beiden Damen, dann war klar: der größte Vogelkäfig, den ich bekommen kann, wird besorgt und hübsch hergerichtet mit Buddel- und Klettermöglichkeiten und kommt ins Esszimmer, bis wir die Pelzkugeln springen lassen können.
Natürlich stellen sich ein paar Hürden: der Käfig ist für Vögel und nicht für Nager gebaut. Die Abstände zwischen den Gitterstäbchen sind zwar gleich, aber es sind Aussparungen für 4(!!) Tränken im Gitter:
Störende Aussparungen
Da diese Stellen ein gutes Ausbruchspotential bieten, mußten wir uns schleunigst etwas einfallen lassen. Die Kunststoffhalter der Tränken können solchen Nagerzähnen nicht lange standhalten und sie wären irgendwo in unserer Bude unterwegs… wofür hat man Reste von Sperrholzplatten herumliegen?
Ausbruch vereitelt
So, das sollte halten.

Nachdem alles hergerichtet ist, stellt sich die Frage: Wie bekommen wir die Kleinen vom kleinen Käfig in den großen, ohne daß die uns flitzen gehen? Ganz einfach: der Hamsterköfig ist so klein, den können wir problemlos in den großen Käfig stellen. So haben die Kleinen noch ihre (wenn auch nur für kurze Zeit) gewohnte Umgebung.
Fertiges Nagerasyl

Die beiden Nager waren schnell dabei, den Käfig zu erkunden und sich eine Schlafhöhle einzurichten.
Äpfelscheiben und Haselnüsse haben sie uns aus der Hand gefressen3, anderes Futter wie verschiedene Körner bekamen sie im Schälchen oder Trauben bekamen sie so in den Käfig gelegt.
Bei den beiden konnte man schön sehen, daß auch hier jeder seine Eigenheiten hat: der eine mochte keine Schale an Äpfeln oder Trauben und hat die nur abgeknabbert, um an das darunter zu kommen und sie dann wieder ausgespuckt. Dem anderen war die Haut egal, der hat sie mitgefressen4.

Von den “nachtaktiven” Tierchen war nachts normalerweise nichts zu sehen, die waren meist tagsüber aktiver. Außer wenn ich auf der Baustelle nebenan weiterarbeiten wollte, dann schliefen sie natürlich.
Die haben sich allerdings von jeglichem Krach überhaupt nicht beeindrucken lassen und einfach weitergeschlafen.

Leider haben sich die beiden im Lauf der Zeit immer schlechter verstanden und waren am Ende nur noch damit beschäftigt, sich gegenseitig anzugreifen. Daraufhin haben wir das vermutliche Männchen mit dem Hamsterkäfig wieder nach draußen auf die Tanks gestellt, für Essen, Trinken und einen Ausgang gesorgt und ihn damit in die Freiheit entlassen. Es hat sich noch eine Weile am servierten Futter bedient. Ab und an war sein Tapsen auf dem Dach zu hören. :)

Den zweiten haben wir wenige Wochen später springen lassen, nachdem klar war, daß er im Käfig verkümmert. Ein altes Vogelhäuschen wurde als Futterstelle hingerichtet und auch der zweite wurde der Natur wieder zurückgegeben.
Oft hören wir einen oder sogar beide, wie sie unser Dach queren. :)

Hier noch ein paar Bilder:

1 siehe hier

2 http://www.wildtierhilfe.org/

3 Wir hatten manchmal allerdings ein bissl Angst um unsere Fingerkuppen, die blieben aber alle heile

4 Eigentlich war es ein Er und eine Sie